Gemeinsam für die Artenvielfalt eintreten

ARNSTEIN (MM) Das Arnsteiner Netz hatte zu einem Diskussionsabend zum Thema „Bienen“ und „Artenvielfalt in der Landschaft“ eingeladen, zu dem zahlreiche Vertreter aus der Landwirtschaft, Imker und die Projektleiterin des Netzwerks „Farbe für Stadt und Land“, Kornelia Marzini, sowie die Vertreterinnen des Verschönerungsvereins, die die Flächen mit Bienenweide in Arnstein initiiert haben, Heidi Henning und Susanne Hartlieb, gekommen waren.

Zu Beginn referierte der ortsvorsitzende Imker, Gerd Spanfelner, über die Bedeutung der Bienen für die Landwirtschaft, für die Nutzpflanzen und Wildpflanzen sowie – andersherum – über die Bedeutung der Artenvielfalt für die Bienen. Besorgnis erregend sind die Meldungen des deutschen Imkerbundes über Winterverluste bei den Bienen von über 20 %. Wesentlicher Grund sei hierf die Ausbreitung der Varo-Milbe und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Wichtig sei es, die Vitalität der Bienen durch ein breites Nahrungsangebot zu stärken, was bin in den August hinein gehe. Hier käme der Landwirtschaft eine große Bedeutung zu.

100 Bienenvölker, aber kaum noch Wildbienen

Zur Zeit gibt es circa 100 Bienenvölker in Arnstein. Wie viele Völker es früher gab, ist schwer nachzuvollziehen, doch bemerkenswert sei, so die Imkerin Susanne Hartlieb, dass es derzeit fast nur noch Bienen bei Imkern gebe, wohingegen früher die Wildbienen noch weit verbreitet waren.

Rückgang der Insektendichte um 80 Prozent

Frau Marzini berichtete diesbezüglich von Untersuchungen, die seit mehr als 20 Jahren bezüglich der Insektenvielfalt durchgeführt würden. Hier ist gegenüber vor 20 Jahre ein Rückgang von 80 Prozent zu verzeichnen. Das habe natürlich auch Auswirkungen auf die Vogelwelt und die Ornithologen bestätigen die Zunahme von Arten, die vom Aussterben bedroht sind.

Faire Preise statt Förderdschungel

Der Biolandwirt Johannes Keidel wies auf die Probleme in der Landwirtschaft hin. Die Förderprogramme seien für kleine Landwirte häufig nachteilig, insbesondere benötige man mitlerweile fachlich fundierte Berater, um in dem Jungel an Richtlinien nicht nachher noch die letzte Förderung entzogen zu bekommen. Er plädierte dafür, lieber die tatsächlich Kosten für die Nahrungsmittel den Verbrauchern zuzumuten, statt über Umwege den zusätzlichen Bürokratismus noch mitzufinanzieren. Solange „billig“ das Kriterium sei, werde sich an der möglichst preiswerten Produktion von Lebensmittel, die dann nur durch Chemieeinsatz machbar sei, auch nichts ändern. Billige Lebensmittel würden zusätzlich zu großen Teilen über Nitrat im Grundwasser „finanziert“ und damit die Kosten auf andere Kostenstellen verteilt.

Der Verbraucher hat es in der Hand

Solange der Verbraucher nicht bereit sei, mehr zu zahlen beziehungsweise die Vorschriften und Regularien eine naturnahe Landwirtwirtschaft fast unmöglich machten, hätten die Landwirte kaum andere Überlebenschancen.
Auch Kornelia Marzini verwies darauf, dass der Verbraucher über sein gezieltes Kaufverhalten Einfluss nehmen kann und forderte die Zuhörer auf, Bekannte darauf hinzuweisen, nachhaltig einzukaufen und sich über Herkunft und Produktion zu informieren. Genossenschaftliches Denken von Verbrauchern und Landwirten sei notwendig.

Wegränder wieder stehen lassen

„Wie lässt sich die Artenvielfalt an Wegrändern und Böschungen wieder erhöhen?“, war eine der vielen Fragen an diesem Abend. Darauf Marzini: „Früher ist einfach weniger gemäht worden, weil es viel aufwendiger Handarbeit bedurfte. Heutzutage ist das maschinelle Mulchen so einfach, dass es generell auch zur Reduzierung des „Unkrautaufkommens“ in die Äcker empfohlen wird“. Dies sei auch das grundlegende Problem bei den Greening-Flächen. Hier sei Mulch – und noch dazu zu einer Zeit, in der noch Bodenbrüter aktiv seien – vorgeschrieben. Absolut kontraproduktiv für die Artenvielfalt sowohl bei den Pflanzen, als auch in der Tierwelt. Sie empfiehlt darum Brachemischungen, die erst nach dem 15. Juli oder erst im Frühjahr geschnitten werden und bei denen das Schnittgut abgetragen und möglichst noch für die Biogasproduktion wiederverwertet wird.

Mulchen würde zudem eine für viele Pflanzen undurchdringliche Schicht geben – besser wäre ein einfacher Schnitt, selbst wenn das Mähgut liegen bleibt.

Zusammenarbeit gefragt

Leider gibt es auch in Arnstein noch zu wenig Flächen, die von einer Mahd im Frühsommer ausgenommen seien. Die Zusammenarbeit von Landwirten, Jägern, Imkern und den Fachverbänden müsse ausgebaut werden, um Flächen hierfür zu finden. – In Gänheim sei hier chon ein Anfang gemacht, so Johannes Keidel, da hier vor geraumer Zeit ein solches Treffen tattgefunden habe. Auch Notker Wolf konnte von einer erfreulichen Aktion bei Sachserhof berichten, wo ein drei Meter breiter Ackerstreifen aus der Produktion genommen wurde und jetzt den Insekten als dauerhafte Nahrungsgrundlage zur Verfügung steht. – Was noch dazu ein herrlicher Anblick ist.

Insektenhäuser, Steinhaufen und auch mal ein „Unkraut“

„Jeder kann aktiv werden, um die Lebensgrundlagen für Insekten und Pflanzen zu erhöhen“, war die einhellige Meinung in der Schlussrunde. Mit einem einfachen Insektenhäuschen könnten laut Gerd Spanfelner die Wildbienen unterstützt werden und Kornelia Marzini plädierte dafür, es „nicht so genau zu nehmen“ und im Garten die Wildkräuter auch mal stehen und Steine liegen zu lassen. Wenn dann noch mehr Verbraucher bewusster einkaufen, so Keidel, kann nicht nur den Bienen ein „buntes Wunder“ blühen.